Mein Opa fragt mich gelegentlich mal, ob ich denn wüsste warum denn „die Schwarzen“ da in der Bundesliga Fußball spielen. Die Antwort: „Damit das Spiel bunter wird“. Dies, natürlich nur als Spaß gemeint, klingt platt, ist aber doch nicht ganz unwahr.
Wenn ich mir nun drei Mal die Woche meine E-Jugend angucke, bekomme ich zumindest den Eindruck, dass da was dran sein kann, an der Farbe im Spiel. Denn was wäre denn der Fußball ohne seine vielen verschieden Facetten, die er eben durch jeden einzelnen Spieler erhält. Langweilig. Durch jeden Spieler, der auch nur ein bisschen anders ist als der Rest, wird das Spiel spannender, die Arbeit mit der Mannschaft anspruchsvoller und komplexer. Das sehe ich ganz besonders wenn ich mir meiner Mannschaft angucke: Da sehe ich dann einen Ivorer, der liefe auch drei Marathons, dazu kommt ein ein technisch versierter Türke, der sich aufopfert bis er umfällt um der Mannschaft zu helfen, verteidigt wird das vom Deutsch-Russen und Tore schießt dann auch noch ein „normaler“ Deutscher.
Aber à propos normaler Deutscher. Wer oder was ist das eigentlich? Heikle Frage. Deswegen meine knappe Einstellung dazu: Eigentlich erstmal alle, die in Deutschland leben oder sich irgendwie als Deutsche fühlen. Was aber viel wichtiger ist, als das: Es ist eigentlich vollkommen egal. Warum?
Dafür erstmal zurück zu der Mannschaft mit dem Ivorer, dem Türken, dem Deutschen und all den Anderen. Denn jedes Mal, wenn ich zum Training oder zum Spiel gehe, sehe ich da erst mal bis zu 12 Kinder, die teilweise verschiedener nicht sein könnten. Denkste! Schnell fällt mir dann auf: „Mensch, die wollen ja alle Fußball spielen!“. Und zwar den gleichen Fußball. Gemeinsam. Jeder Spieler dieser Mannschaft ist am Ende des Tages ein ganz normaler 4.-Klässler, der schnell bockig ist, der sich mit seinen Freunden sowie mit allen anderen gerne streitet und der gerne so wäre wie Christiano Ronaldo, Messi oder Mario Götze. Also doch nicht so unterschiedlich. Auch wenn der Eine etwas mehr Sonne verträgt, als der Andere.
Und genau das leben die Kinder. Und genau das ist so toll und macht den Spaß als Jugendtrainer aus.
Bei uns in der Gesellschaft abseits des Fußballs machen sich die wichtigen Funktionäre ständig Gedanken in wichtigen Debatten und Vorträgen darüber, wie man Vorurteile reduziert oder die Integration vorantreibt. Meine Generation fragt sich da in Teilen bereits wann das endlich vorbei ist und man einfach ganz normal ohne Debatte miteinander, zwischen den Hautfarben und Religionen, reden kann. Und die Generation meiner Fußballspieler kennt das alles gar nicht. Zum Glück. Sie spielen einfach miteinander Fußball und haben Spaß gemeinsam wenn sie gewinnen oder sind sauer wenn sie verlieren. Dass der eine dunkle Haut hat, der andere lispelt und der wieder nächste schmale Augen hat nehmen sie als normal hin. Sie kennen es nicht anders und deswegen stört es sie nicht. Was kann es Schöneres geben?
Deshalb komme ich gerne zum Sportplatz und auf meinen Opa zurück. Ja, tatsächlich ist an seinem flachen Witz sehr viel Wahres dran. Die Schwarzen machen das Spiel bunter. Aber eben nicht nur die, sondern jeder einzelne Spieler macht das Spiel bunter, egal woher und egal was er kann. Und das ist gut so.
Es heißt ja immer Sport verbindet. Und das stimmt schon, das habe ich jetzt in meinem 2. Jahr als Jugendtrainer gemerkt. Und deswegen denke ich, dass jeder es selbst in der Hand hat etwas gegen Vorurteile und für Integration zu tun. Wer sein Kind zum Sport oder in auch jede andere Gruppe, z.B. eine Band, bringt bzw. es dafür motiviert, der hat schon einen Teil getan. Für jeden selbst, der kein Kind ist, empfehle ich dies natürlich ebenfalls.
-Maurice Arndt (Trainer E3)